Zwerchfell

Konkrete Fragen zur CANTIENICA®-Methode und zum CANTIENICA®-Training.
Benita Cantieni
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Re: Zwerchfell

Beitrag von Benita Cantieni »

Petra hat geschrieben:ich spüre es so: die Lunge dehnt sich schon mal in froher Erwartung aus, bevor überhaupt Luft einströmt.
Daher vielleicht das Gefühl, die Rippen würden sich zuerst bewegen.

Ist das nicht körperlogisch, da das Atmen ein Reflex ist?
Liebe Petra

Wenn meine Lunge auf Erwartung schaltet, strömt schon Luft ein, ich kann die Lunge nicht ohne Atem ausdehnen. Es ist ein sanfter, gleichmässiger Strom, ein, aus, nach Luft schnappen meine ich nicht. Es ist auch kein Sog, es ist ein langsames, rhythmisches Ein und Aus, und ich merke, dass es gut ist, weil nichts auf Kosten von etwas geht, Zeit und Raum zwischen Ausatmen und Einatmen werden länger. Das habe ich früher nur mühsam mit Meditation hingekriegt, jetzt ist es Natur.
Petra hat geschrieben:Ich praktiziere eine Stressreduzierungsmethode mit einer Art Biofeedbackgerät von der Firma http://www.heartmath.com/.
Um einen Zustand der Kohärenz zu erreichen, d. h. den Rhythmus des Herzens optimal in Übereinstimmung mit dem Pulsschlag zu bringen
und damit das Herzgehirn mit seinen intuitiven Ressourcen zu aktivieren, wird langsam durch das Herz geatmet.
Leider schaffe ich es nicht, dies mit Ihrer Methode in Einklang zu bringen, da Cantienica-Atmen auf Symmetrie aufbaut.
Wenn ich durch das Herz atme, habe ich immer ein Gefühl der Einseitigkeit.
Muss ich mich damit abfinden, dass es hier keine Synergie meiner beiden liebsten Körpertherapien geben kann?
Och, das Herz ist doch viel grosszügiger, versetzen Sie es in die Mitte, zum Herzchakra, atmen Sie Mitte Brustbein ein und aus ... Denn egal, wo Sie ein- oder ausatmen: ATEM GEHÖRT IN DIE LUNGE. Luft im Bauch ist nicht gut, Luft im Herzen ist nicht gut. Und die Lungen sind symmetrisch.

Ausprobieren, klappt. Alles Liebe, Ihre BC
Benita Cantieni
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Re: Zwerchfell

Beitrag von Benita Cantieni »

Liebe Kerstin

Nimm nach hinten bitte nicht zu wörtlich. Wenn sich die Rippen radial ausdehnen, also rundherum, dann muss die Ausdehnung auch nach vorne und nach hinten geschehen, die Hauptausdehnung geht seitlich, eliptisch, das ist in den Rippen so angelegt, Udo, der Feinmechaniker, wird das besser erklären können. Einfach nicht das so häufige Aufplustern des Bauches, Herausstrecken der vorderen Rippenbögen, oder umgekehrt den Rundrücken nach hinten machen.

Einatmen, die Lungen machen lassen, es ist alles schon da, ausdehnen, geniessen. Nicht mehr, nicht weniger.

Sorry, dass meine Antwort zu weit unten steht, ich verirr mich immer noch im Moderationsbereich ...

Herzlich, Benita
Petra
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Re: Zwerchfell

Beitrag von Petra »

Hallo Frau Cantieni,

ich spüre es so: die Lunge dehnt sich schon mal in froher Erwartung aus, bevor überhaupt Luft einströmt.
Daher vielleicht das Gefühl, die Rippen würden sich zuerst bewegen.

Ist das nicht körperlogisch, da das Atmen ein Reflex ist?

Man schnappt nach Luft bei Atemnot. Die Lunge verlangt Sauerstoff, also dehnt sie sich aus.
Ein Sog entsteht.

Darf ich an dieser Stelle eine andere, jedoch verwandte Frage aufwerfen?

Ich praktiziere eine Stressreduzierungsmethode mit einer Art Biofeedbackgerät von der Firma http://www.heartmath.com/.
Um einen Zustand der Kohärenz zu erreichen, d. h. den Rhythmus des Herzens optimal in Übereinstimmung mit dem Pulsschlag zu bringen
und damit das Herzgehirn mit seinen intuitiven Ressourcen zu aktivieren, wird langsam durch das Herz geatmet.
Leider schaffe ich es nicht, dies mit Ihrer Methode in Einklang zu bringen, da Cantienica-Atmen auf Symmetrie aufbaut.
Wenn ich durch das Herz atme, habe ich immer ein Gefühl der Einseitigkeit.
Muss ich mich damit abfinden, dass es hier keine Synergie meiner beiden liebsten Körpertherapien geben kann?

Grüße und einen schönen Tag

Petra
Kerstin Lieder
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Re: Zwerchfell

Beitrag von Kerstin Lieder »

Ah, danke, grandiose Beschreibung, jetzt hab ichs auch kapiert. Rippen auch hinten dehnen? Die fühlen sich noch fester an als vorne. Viele Grüße Kerstin
Benita Cantieni
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Re: Zwerchfell

Beitrag von Benita Cantieni »

Hallo Udo

Nun versuche ich seit Tagen heraus zu spüren, was zuerst ist, das Huhn oder das Ei. Will heissen: Dehnen die Lungen die Rippen und lösen das Anheben des Zwerchfells aus?
Oder dehnen sich erst die Rippen, ziehen das Zwerchfell hoch, bevor sich die Lungen füllen?

Ich behaupte: Ich atme ein, die Lungen füllen sich, dehnen die Rippen und ermöglichen dem Zwerchfell die radiale Ausdehnung nach oben.

Und es fühlt sich so an:

Ich atme ein.
Die Lunge füllt (die Lugenbläschen füllen) sich mit Luft. Ich achte darauf, dass die Schultern an Ort bleiben, die Wirbelsäule lang bleibt, die Lungen sich seitlich ausdehnen.
Ich spüre, wie die Rippen sich seitlich ausdehnen, also minimal nach vorne, wenig nach hinten, ganz viel zu den "Flanken" hin.
Das trainiere ich nun ja schon ein paar Jahre, das hat die "fliegenden Rippen" und die Knorpelteile butterweich und geschmeidig gemacht.
Sie dehnen sich fast unendlich aus, seitlich.
Es fühlt sich köstlich an.
Ich spüre wirklich und wahrhaftig, wie sich das Zwerchfell anhebt, wie sich der Torso streckt, wie der Bauch lang und gedehnt wird, wie die Flanken zur Sanduhr (Taille) werden, wie diese Streckung, Dehnung von allem mit allem alle Organe massiert, von den Seiten, von vorne.
Nichts geht auf Kosten von etwas anderem.
Und die Lunge dehnt sich bis in die freien Schulterspitzen, der Atem polstert den Busen auf, ich atme langsamer, voller, tiefer, voluminöser, ganz ohne Anstrengung, ökonomisch und leicht.

Jetzt bist du dran.

Herzlich, Benita
Benita Cantieni
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Re: Zwerchfell

Beitrag von Benita Cantieni »

Annette Gröver aus Wörthsee, Physiotherapeutin und CANTIENICA®-Instruktorin, nahm am Wochenende am Diplomkurs für CANTIENICA®-Faceforming teil und bestätigt meine Vorstellung, dass Kontraktion nicht immer Zusammenziehen in die Verkürzung bedeutet, sondern dass Kontraktion auch in die Länge, in die Ausdehnung gehen kann. Das Protein Titin ermöglicht es offenbar, Muskeln für ihre Aufgaben zu "erziehen", salopp formuliert: Je mehr und je filigraner Muskeln eingesetzt und benutzt werden, um so mehr Titin produzieren sie, um so besser funktionieren sie. In diesem guten Gebrauch spielt die Aufspannung offenbar eine zentral wichtige Rolle: Muskeln, die am aufgespannten Achsenskelett 24 Stunden pro Tag in ihrer elementaren, kreatürlichen Grundspannung sind, im Basis-Embodiment, wie ich es im Buch EMBODIMENT nenne, sind eben non-stop unter Zugspannung und produzieren nonstop das wertvolle Titin.

Diese Aufspannung wird zur Natur, einfach und entspannt, sobald sie Gewohnheit ist. Wer das vertikale Körperbild verinnerlicht hat, nimmt jede verkürzende Entspannung als anstrengend und verspannend wahr. Lasse ich meine autochthone Rückenmuskulatur los, sinkt der Brustkorb (samt Zwerchfell), es kippt das Becken, es knicken die Knie, es sinkt die Stimmung und nach spätestens einer halben Stunde hätte ich Rückenschmerzen, denn es sind meine Muskeln, die meine skolioselädierten Wirbel und Gelenke auseinander halten.

Ich habe Annette Groever gebeten, aus ihrer "Doppelsicht" konventionelle Physiotherapie und CANTIENICA®-Methode eine Replik zu verfassen, ich freue mich darauf und werde sie hier gerne veröffentlichen, liebe Frau Gräfe. Denn ich musste mir einen Tunnelblick zulegen, um meine Pionierarbeit zu verfolgen, hätte ich die klassische Körperweltsicht gelernt, ich glaube, ich hätte es nicht gewagt, die heiligen Kühe der geltenden Anatomie auf ihre Heiligkeit zu prüfen.

In diesem Sinne, liebe Susanne: Ihr Körpergefühl kann Sie nicht täuschen.

Herzlich BC
Susanne N.
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Re: Zwerchfell

Beitrag von Susanne N. »

Hallo Frau Gräfe,
genetic-print hat geschrieben: "Muskeln dehnen sich aus".
Wie ist das gemeint? Meines Wissens kontrahiert (lat. contrahere = zusammenziehen) ein Muskel während seiner Arbeit. Wann dehnt er sich Ihrer Meinung nach aus? Beim normalen Menschen in der Entspannung und nicht in der Aufspannung.
Entspannung und Aufspannung schließen sich doch nicht aus, im Gegenteil. Yoga zum Beispiel will genau dieses vermitteln: entspannt aufgespannt sein. Und eben auch die Cantienica-Methode, soweit ich verstehe. Außerdem: Ich persönlich spüre genau, wie sich meine Rippenmuckis dehnen, wenn ich zwerchfelltauglich einatme. :-) Ich spüre auch, wie der Levator Ani und noch so ein paar Muckis, die er mitnimmt dabei, sich langzieht, wenn ich die Sitzbeinhöcker nach unten-hinten zusammenbringe. Kann mein Körpergefühl als normaler Mensch so falsch sein? Ich glaube nicht.
Grüße
Susanne
Benita Cantieni
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Re: Zwerchfell

Beitrag von Benita Cantieni »

Liebe Katrin Gräfe

Ihre Antwort erstaunt mich. Wie auch schon die Idee, dass die Eingeweide das Zwerchfell nach oben pressen sollen.

Es ist eine grundlegende Eigenheit meiner "logischen Anatomie", dass über die Ausrichtung des Skeletts alle Muskeln in eine Grunddehnung gebracht werden. Und ich bin in der Tat überzeugt, dass es Muskeln gibt, die nicht kontrahieren müssen, sich nicht zusammenziehen müssen, um ihre Aufgaben zu erfüllen, um aktiv zu sein. Zum Beispiel der Levator Ani, die schrägen Bauchmuskeln, der kleine Brustmuskel, der Pyramidalis, viele Fussmuskeln, Sartorius, grosser und kleiner Psoas, die autochthonen Rückenmuskeln. (Ich will die Liste hier nicht vollständig machen.) Die sind alle ohne Kontraktion in der ihnen angemessenen Grunddehnung entspannt aufgespannt perfekt für ihre Aufgaben gerüstet und voll funktionstüchtig. Die vielen fächerartig kreuz und quer und "längsfaserig" angelegten Zwerchfellmuskeln sind es auch, unterstützt durch die Knochen (WS, Rippen, Brustbein) arbeiten sie in der Ausdehnung. Lässt sich experimentell auch nachweisen. Ich trete gerne auch an zur Messung des Lungenvolumens bei der einen und der anderen Atmung, ich erinnere mich gut daran, wie ich das Atmen mit kontrahierendem ZF mal lernte und jahrelang auch durchführte, rachitisch, mit Asthma und Skoliose ...

Ich frage mal bei den Physiotherapeut/innen, die mit der CANTIENICA®-Methode arbeiten, nach, ob jemand, der beide "Schulen" kennt, Ihre und meine, mit Ihnen hier auf der Ebene diskutieren will und kann, die Ihren Anspruch nach Fachlichkeit erfüllt. Ich sammle meine Argumente für meine Methode, nicht gegen die Überzeugung anderer.

Es tut mir leid, dass ich Sie so ganz ohne Absicht verärgert habe ...

Herzlich BC
genetic-print
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Re: Zwerchfell

Beitrag von genetic-print »

Liebe Frau Cantieni,
schade, dass Sie mir fachlich nicht weiterhelfen konnten. Inhaltlich kann ich Ihnen so nicht folgen. Eine kleine Frage zu Ihrer Aussage: "Muskeln dehnen sich aus".
Wie ist das gemeint? Meines Wissens kontrahiert (lat. contrahere = zusammenziehen) ein Muskel während seiner Arbeit. Wann dehnt er sich Ihrer Meinung nach aus? Beim normalen Menschen in der Entspannung und nicht in der Aufspannung. An Länge nimmt er, wie ich schon in meiner theoretischen (aber auch experimentell nachweisbaren) Anatomie erläutert habe, zu, wenn er exzentrisch arbeitet.
Liebe Grüße
Katrin Gräfe
Benita Cantieni
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Re: Zwerchfell

Beitrag von Benita Cantieni »

Liebe Katrin Gräfe

Eigentlich steht meine Meinung oder Erkenntnis im Buch, sh. auch Glossar Seite 234: Das Zwerchfell besteht aus Muskeln, die so angemacht sind, dass sie sich beim Einatmen radial zu den Seiten nach oben ausdehnen. Im Verbund mit der Becken-, Rücken-, Bauch- und Zwischenrippenmuskulatur. In der Mitte ist "nur" die schützende, stützende Sehnenplatte. Jedesmal, wenn ich mich beim Einatmen aufspanne, hebt sich das Zwerchfell, dehnt die Rippen seitlich, macht Raum für Lungen bis zu den Schulterspitzen. Wie bei jeder Skelettmuskelaktivität arbeiten Knochen und Muskeln zusammen, Skelett spannt sich auf, Muskeln dehnen sich aus, die Rippen schaffen den Raum für die vielen Zwerchfellmuskeln, die Wirbelsäule dehnt aufs Wunderbarste die Zwerchfellschleife nach oben.

Geht ganz einfach, für jeden Menschen, absolut jeden, und ist für die aufgespannte Leichtigkeit essentiell. Die ausführlichen Erklärungen haben Sie ja in CATPOWER, auch dass ich sehr gut weiss, was ich mit meiner "logischen Zwerchfellatmung" auf- und anrühre ... und so fürchte ich, ich stosse Sie hier gleich noch einmal vor den Kopf: Die radiale Aufspannung des Zwerchfells ist zentral für das, was ich meine. Aufspannung, wahrhafte Aufspannung ist nur möglich, wenn ich am Atem, mit dem Atem wachse. Beim Einatmen aufspannen, beim Ausatmen die Länge behalten. So geht nichts auf Kosten von etwas anderem. Alle Organe werden massiert, Speise- und Luftröhre werden ebenfalls aufgespannt, es gibt keine Seitenstecher mehr, keinen Reflux, keinen Zwerchfellbruch, keine Brustwandkrämpfe, selbst Asthma lässt sich damit "heilen" ...

Zu Ihrer theoretischen Anatomie kann ich nichts sagen, sie ist mir fremd. Will heissen: Ich verstehe sie nicht.

Herzlich und sonnig, BC
genetic-print
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Zwerchfell

Beitrag von genetic-print »

Sehr geehrte Frau Cantieni,
inzwischen bin ich in Ihrem Buch "Catpower" beim Thema Zwerchfell angekommen. Ihre Aussagen hierzu verwirren mich ein wenig. Vielleicht können Sie mir dazu biomechnisch erklären, wie sich das Zwerchfell beim Einatmen heben kann. So wie diese Muskelkuppel "im Brustkorb aufgehängt ist" müsste sie sich beim Heben während der Inspiration exzentrisch ausdehnen, da es jedoch keine Aufhängung von cranial gibt kann dies nicht als aktiver Vorgang stattfinden. Das Zwerchfell kann dann lediglich durch den Druck der Eingeweide von caudal nach oben gepresst werden. Da die Inspiration ein aktiver Vorgang sein sollte, die Expiration jedoch passiv erfolgen, ist mir Ihr Ansatz nicht klar. Aber ich lerne gern dazu... Ich bin gespannt auf Ihre Antwort.
Liebe Grüße
Katrin Gräfe
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