Stubenrein

Konkrete Fragen zur CANTIENICA®-Methode und zum CANTIENICA®-Training.
Maria Tesarschik
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Re: Stubenrein

Beitrag von Maria Tesarschik »

Seit kurzem erfahre ich dass es tatsächlich möglich ist ein Kind vom Baby-Alter an sauber zu halten. Eine junge indische Frau, die schon seit etwa 12 Jahren hier in Deutschland lebt, achtet auf die Zeichen , die ihr Baby von sich gibt, und das seit dem 3. Lebenstag an und hält es dann über das WC oder Waschbecken oder sonst wo und lässt das Kind pipi machen oder groß - sie hat es schon bei ihrem zweiten Kind gemerkt, wenn das Kind nach dem trinken unruhig ist, will es was loswerden, danach ist es wieder ruhig. Die Mutter arbeitet auch und hat das Baby dabei - es hat schon seit Anfang feste Zeiten wenn es abgehalten wird - und das geht problemlos - Manchmal, wenn die Mutter Stress hat, bekommt das Kleinkind diesen Stress über die Muttermilch mit , danach hat es Bauchweh, dann wird es am Bauch gestreichelt und an den nackten Füßen massiert, dadurch gehen Winde ab, und das Baby ist wieder ruhig und schläft.

Diese Erfahrung macht mich sehr glücklich und ich spüre, dass man sich als Mutter doch diese Zeit nehmen könnte, auf die Bedürfnisse eines Babys zu achten - oder diese eben erst wieder wahrzunehmen und diese natürlichen Bedürfnisse deuten zu lernen, und sich und dem Kind damit später die oft doch langwierige Phase zum Sauberwerden ersparen kann.

LG
Maria Tesarschik
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Yvonne Lehner
Beiträge: 1
Registriert: 25. November 2011, 14:43

Re: Stubenrein

Beitrag von Yvonne Lehner »

Hallo an euch,

(nach einem Tipp von Benita nun endlich mal ein Blick in dieses Thema).

Als CANTIENICA-Instruktorin, Mama von 4 Jungs und Ethnologin vielleicht mal noch einige Aspekte dazu.

Als Ethnologin:

Der Mensch wächst in einer kulturellen Gesellschaft auf und wird von Beginn
seines Lebens an, eigentlich auch schon während der Schwangerschaft im
Mutterbauch, in den Regeln dieser Gesellschaft erzogen. Vor diesem
Hintergrund gibt es auch das philosophische Thema des freien Willens,
und wie dieser Wille definiert ist, im Hinblick auf das unbewusste
Einhalten der erlernten Konventionen.

Soll heißen, wenn ein Kind keinen Gedanken im Kopf hat, dass es überhaupt einen Grund zum
Saubersein gibt, so gibt es auch "keinen" Grund diesbezüglich eine
Verbindung zu seinem Beckenboden aufzunehmen - es funktioniert, so wie
es funktioniert, und so ist es gut.

Es stellt sich also neben der rein anatomisch physiologischen
Frage nach der bewussten Steuerung des Beckenbodens auch die Frage nach
dem Bewusstsein, welches die Steuerung steuern muss.

Als Querdenker, wie wäre dieser Vorschlag? Wenn ein Baby erfährt, dass es
immer und überall loslassen und machen kann, so tut es das. Wenn ein
Baby lernt, dass es vorher Zeichen setzen muss, so tut es das.

Was, wenn es nicht eine Frage der Muskelsteuerung ist, sondern vielmehr eine Frage der Willensteuerung?


Als Mama:

Immer wieder ein interessantes Erlebnis. Ein Wickelkid ab und zu mal ohne
Windeln krabbeln lassen. (Kleine Sauerein sind eigentlich ziemlich
schnell beseitigt.)

Ich hab dann aber doch etwas besser auf "Vorzeichen" geachtet und hatte von einer Stunde zur nächsten einen
Vormittag ein "stubenreines" Kind. Zur richtigen Zeit über's Töpfchen
gehalten, und ich konnte mir das Aufwischen sparen. Ich muss allerdings
auch zugeben, im Trubel das Alltags kann ich nicht ständig nur auf das
Krabbelkind achten. Die Lösung in meinem Fall sind die größeren Brüder
("Mama, er hat Aa/ Pipi gemacht!") und eben doch auch wieder Windeln.

Und im Sommer draußen ist ist es erstaunlich, wie schnell ein kleiner Bub
ohne Hose kapiert, dass es super ist, einen Baum anzuspritzen, wenn er
die großen Brüder sieht. Die Toilette scheint lang nicht so interessant
zu sein.

Aus meiner Erfahrung kann ich sagen. Ich kann wechseln zwischen stubenreinen Kindern und Windelkindern. Es war immer eine Frage meiner Bequemlichkeit. Und dieses Recht nehme ich mir für mich heraus.


Als CANTIENICA-Instruktorin

stolper ich immer über "den Beckenboden". Letzten Endes ist es doch der
Schließmuskel, der hier kontrolliert wird. Abgesehen vom Wasserlassen
gibt es noch so viele andere Aktionen, bei welchen Beckenbodenmuskeln
eingesetzt werden. Ich bezweifle, dass man die Frage, ob ein Kleinkind
einen aktiven Beckenboden hat, allein an dieser Thematik festmachen
kann.

Nur ein Beispiel: Mit ca. 3-4 Monaten kann ein Kleinkind
sich vom Rücken auf den Bauch drehen. Dazu ist relativ wenig Arm- oder
Beinarbeit zu sehen. Ich frage mich: Kann man sich aus der Kraft der
Rumpfmuskulatur so bewegen, ohne auch den Beckenboden aktiv einzusetzen?
Egal ob's nun um "Loslassen" oder "Anspannen" geht, es ist ein
bewusster Einsatz von vernetzter Muskulatur in Bewegung.

Und gerade wenn ich die unkontrollierten Arm- und Beinbewegungen
Neugeborener sehe, kommt mir manchmal der ketzeriche Gedanke: Was wenn
nicht der Beckenboden fürs Aufstehen und Gehen trainiert werden muss,
sondern die äußere Arm- und Beinmuskulatur? Was, wenn der Beckenboden
schon voll entwickelt ist, wenn es "nur noch" an der bewussten
Koordination von Armen und Beinen mangelt?


Womit wir wieder beim Thema wären. Setzt ein aktiver Beckenboden wirklich ein bewusstes
Kontrollieren der Blase voraus? Oder ist es nicht vielmehr umgekehrt?
Ein bewusstes Kontrollieren der Blase setzt einen bewusst aktiven
Beckenboden voraus UND ein Bewusstsein für ein Kontrollbedürfnis.


Lieben Gruss und weiterhin viel Diskussionsfreude,

Y
Lilly
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Re: Stubenrein

Beitrag von Lilly »

Liebe Manuela,

vielen Dank für Deinen Beitrag, habe mich nicht getraut...............

Es ist ja nicht so, dass frau sich als junge Mutter keine Gedanken macht....

Habe bei meinem ersten Kind, einem Jungen, noch mit Baumwollwindeln und selbstgestrickten Höschen experimentiert, was ich mit dem 2. Kind, meiner Tochter, aufgegeben habe.

Sie brauchten auch lange, 2,5 Jahre um stressfrei ohne Windeln auszukommen und sie haben beide einen ganz normalen Umgang mit sich gefunden.

ich freue mich immer wieder über die frischen, kritischen und ehrlichen Beiträe von Euch beoden, Benita und Manuela

ganz liebe Grüße von Karin Eberhard
Manuela Beck
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Re: Stubenrein

Beitrag von Manuela Beck »

Hallo liebe Kolleginnen und Kollegen,

zum Thema Windelfreiheit möchte ich auch meinen Beitrag leisten. Ich habe zwei Söhne geboren und aufgezogen. Beide wurden bis zum 3. Lebensjahr gewickelt und dann ohne Stress "sauber". Sie haben sich zu prächtigen Jungs entwickelt und keinen Schaden davon getragen. 

Für mich gibt es einen Unterschied ob Frau bewusst ihre Regelblutung kontroliiert und steuert, oder ob ein Säugling/Kleinkind in die Hosen macht. Ist es nicht die Motivation der Mutter, die ihr Kind aus eigenem Willen ohne Windeln erziehen möchte? Vielleicht mag es bei Naturvölkern üblich sein, die Windeln wegzulassen. Wahrscheinlich macht es dort auch nichts aus, wenn Urin und Stuhlgang unkontrolliert abgehen, keine Ahnung - bei mir zu Hause möchte ich das nicht. Ich hätte auch keine Lust, dauernd die Ausscheidungen meiner Kinder nach der Uhr zu überwachen. Kinder zu erziehen macht Freude und Arbeit. Die Sauberkeitsentwicklung kommt von allein, wenn das kleine Menschlein versteht, um was es geht. 

Eine übermäßige Fixierung auf die Sauberkeitserziehung bringt Störungen im Bereich der Entwicklung für das Kind. Jeder jungen Mutter rate ich, die Kinder erst ab 2 1/2 bis 3 Jahren auf den Topf zu setzen. Ich glaube, dass Störungen den Beckenbodenmuskeln durch die zu schnelle Sauberkeitserziehung erst entstehen.

Das ist  meine persönliche Meinung aufgrund meiner Erfahrungen als Mutter. Bei uns hat die Wickelmethode funktioniert. 

Lieben Gruß aus Würzburg

Manuela Beck

www.manuelabeck.de
Gemma Mari
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Re: Stubenrein

Beitrag von Gemma Mari »

Hallo guten morgen!

hier meine Erfahrung: bei der Menstruation brauche ich auch keine Binde oder Tampon mehr. Ich merke wenn das "Depot" voll wird und dann entleere ich bewusst in der Toilette. Kein Problem auch ausserhalb von zu Hause, zum Beispiel bei der Arbeit: Wenn ich meine CANTIENICA®-Stunden gebe, gehe ich,  falls nötig, zwischen den Kurse auf die Toilette. Es klappt prima.  Ich muss allerdings zugeben, dass aus "sicherheitsgrunden" ich doch meist eine Slipanlage trage, vor allem am Anfang. Sie ist aber sauber. Der Verbrauch ist also kaum die Rede wert. Es funktioniert und es macht glücklich.

Dieses bewusstes "Entleeren", gibt mir ein wahnsinniges Sicherheitsgefühl, das Gefühl, ich bin eindeutig Frau meines eigenen Körpers. 

Liebe Grüße und eine schöne Zeit

Gemma Mari Gurt

http://www.cantienica-heidelberg.de
Benita Cantieni
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Re: Stubenrein

Beitrag von Benita Cantieni »

Liebe Karin

Das war in meinen letzten "blutigen Jahren" auch so: Nix Tampon, nix Slipeinlage. Mit der "aufgespannten Vagina" füllt sich gleich vor dem Muttermund das kleine Blutdepot, und frau spürt, wenn dieses kleine Depot voll ist. Einige der jungen und jüngeren Instruktorinnen bestätigen das und verzichten die meiste Zeit auf alle "Blutfänger". Wer schön, wenn es hier eine Diskussion gäbe gegen die Grossmacht der Tampon-, Binden- und Slipeinlagenindustrie. Danke für den Anstoss. Indianerinnen des 3. Jahrtausend: Bitte melden.

Herzlich, Benita
Lilly
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Re: Stubenrein

Beitrag von Lilly »

Hallo Benita,

danke für Dich und Deine Methode .......supi!

Habe gelesen, dass Indianerinnen aufgrund ihrer gesunden Lebensweise kaum bluten und die paar Tröpfchen, die sie doch entgiften lassen sie bewußt mit gesteuertem Beckenboden auf Moos tropfen lassen

Frauen, die sich basich ernährten und Zucker und Weißmehl wegließen berichtetn mir, dass auch ihre Blutung sehr viel weniger wurde.

Gabz liebe Grüße von Karin Eberhard
Benita Cantieni
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Re: Stubenrein

Beitrag von Benita Cantieni »

Herzlichen Dank, liebe Ruth

Hilft mir sehr, um mir ein Bild zu machen.

Benita
Ruth Pospisil
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Re: Stubenrein

Beitrag von Ruth Pospisil »

Liebes Forum,

ich muss gestehen, dass ich jetzt nicht alle Beiträge komplett gelesen habe. Aber da um Feedback zum Thema gebeten wurde, gebe ich jetzt auch mal meinen Senf dazu :-)

Ich habe verschiedene Windelfrei-Bücher schon vor der Geburt meiner ersten Tochter gelesen und war auch sehr motiviert, das auszuprobieren. Wie gesagt, sehr motiviert. Tatsächlich hat meine Große im ersten Jahr das große Geschäft fast nie in die Windel gemacht, das konnte ich einigermaßen gut erkennen und ich habe sie von Anfang an abgehalten. Wie gesagt, das klappte auch ganz gut. Nach etwa einem Jahr wollte sie nicht mehr, ich weiß nicht, warum, weshalb sie ihr zweites Lebensjahr ganz normal Windeln trug, bis sie dann trocken wurde. Mit dem kleinen Geschäft hingegen hat es überhaupt nicht geklappt (weshalb sie auch Windeln trug). Ich habe es versucht, aber ich habe wirklich nichts erkennen können. Mag an mir liegen, aber so war es. Zusätzlich habe ich Freundinnen und Bekannte, die ebenfalls versucht haben, ihre Kinder windelfrei aufwachsen zu lassen. Einige gaben schnell auf, andere waren sehr motiviert bei der Sache, wirklich funktioniert hat es bei keiner, obwohl der Wille - zumindest mancherorts - wirklich da war. Meine zweite Tochter habe ich auch für das große Geschäft abgehalten, das hat teilweise gut funktioniert, teilweise nicht ganz so gut wie bei der Großen, irgendwann verlief es sich dann auch, ehrlich gesagt kann ich mich an den genauen Verlauf nicht mehr erinnern.

So weit meine Erfahrungen.

Lieben Gruß

Ruth Pospisil
Import
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Re: Stubenrein

Beitrag von Import »

Liebe Benita,
Ich finde es spannend, dass du jetzt auch denkst, Babys haben zunächst ein gutes Gefühl für ihren Beckenboden, was ihnen aber durch das dauerhafte Tragen der Windel (vor allem bei Pampers, die sich ja nicht mal nass anfühlen, nur schwer) verloren geht. Ich hatte beim Lesen der alten Einleitung schon darüber nachgedacht, weil ich den Widerspruch zu dem Buch "Es geht auch ohne Windeln" für mich nicht klären konnte.
Bei meinem Sohn haben wir es am Anfang probiert, aber uns ist das "Lesen" unseres Kindes manchmal schwer gefallen und das Bett war mir zu oft nass. Wir haben dann aufgegeben, weil mir die Arbeit ganz schön viel wurde. Ich kenne aber einen inzwischen 3Jährigen der fast ohne Windel  ausgekommen ist. Es war immer sehr beeindruckend, wie der kleine Kerl ganz selbsverständlich  zu seinem Töpfchen ging. Wenn ich als Hebamme in Gesprächen/ Kursen von der Methode als auch eine Möglichkeit berichte, ist höchstens mal eine werdene Mutter sehr interessiert es zu probieren.
Sind denn die Beckenböden von Menschen die, aufgrund ihres kulturellen Hintergrunds, als Babys von ihren Müttern abgehalten wurden in ihrer Funktion wirlich besser?
Ich freue mich auf das Follow up im Mai. Die Ausbildung bei dir hat mir viel Spaß gemacht und mir auch viel gegeben.
viele Grüße
B.
(Name bekannt)
Benita Cantieni
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Re: Stubenrein

Beitrag von Benita Cantieni »

Liebe Frauen

Zu meiner Theorie, dass es auch ohne Binden und Tampons gehen muss, passt das alles ganz vorzüglich. Die Mädchen, die da jetzt ohne Windeln heranwachsen, die werden mit ihrer Menstruation dann vielleicht auch ganz anders umgehen. Ich bin gespannt, und BITTE! haltet mich auf dem Laufenden.

Herzlichen Dank für diese tolle Diskussion, ich bin schon am Umschreiben meiner Texte, BC
donna23
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Re: Stubenrein

Beitrag von donna23 »

hallo susanne,


ja, bestimmt ist es so, dass selbst wenn man den bb von anfang an richtig gebrauchte, sich das trotzdem durch eine vielzahl anderer schlechter körpergewohnheiten im laufe des lebens verflüchtigen kann bzw. verflüchtigt..

wie von frau cantieni schon erwähnt, gibt es millionen babys und kids weltweit, die ohne windeln aufwachsen..nur wie beschrieben machen die meisten davon eben dann wo und wann sie müssen...ich selbst las mal in einem  buch über einen stamm im regenwald, dass die kinder dort auch keine windeln tragen und "einfach" loslassen und ihnen sozusagen hinterher geputzt wird..(was aber kein problem darstellte).

denke, darin liegt der unterschied zu dem thema was hier behandelt wird:

wenn kinder zwar keine windeln tragen, aber eben machen wo und wann sie müssen...ist das (in meinen augen) nicht so ein großer unterschied zum windeln tragen(oder vllt. auch gar keiner), als wenn sie es bewusst anhalten also durch die (emotionale ) körpersprachenkommunikation mit der mutter sozusagen wissen, das sie es anhalten können(weil sie spüren-wissen, dass die mutter weiss wann sie müssen bzw. das sie müsen)  und auch i.d. zwangsfrei sollten...erst da wird der bb meiner ansicht nach unbewusst- bewusst eingesetzt, benutzt, gefühlt..

also, stellt sich mir die frage ob solche menschen dann einen aktiveren bzw. "gesunden" bb später haben..bzw. verheddere ich mich grade etwas: also, meine frage von meinem letzten beitrag ist nicht ganz beantwortet worden..

wahrscheinlich müsste man eine langzeitstudie beginnen von einmal menschen die ohne windeln, aber eben dafür trotzdem mehr oder weniger ohne un/bewusstes anhalten aufgewachsen sind, dann diejenigen die ohne aber von anfang an mehr oder weniger angehalten /anhalten haben/konnten ..und später als erwachsene befragen..

und dann eben noch all diejenigen, die ganz "normal" mit windeln aufwuchsen und bei wieviel davon der bb trotzdem ganz normal funktioniert(verknüpfung zu meiner ursprünglichen frage) ..allerdings müssen dann eben auch die eingeschlichenen schlechten körpergewohnheiten jeweils miteinbezogen werden..vllt. denke ich aber auch zu weitschweifig ? :)

wie ist das bei unseren vorfahren wohl gewesen? wann ist dieses verhalten verschwunden, durch was ? fragen über fragen..

ja..freue mich immer noch über antworten bzw. erfahrungsberichte.. :)


liebe grüße

dodo
Susanne N.
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Re: Stubenrein

Beitrag von Susanne N. »

Liebe Dodo,
donna23 hat geschrieben:kommt dann nicht die kontrolle über den bb wieder zurück? (oder heisst das, dass, wenn man als erwachsene/r keinen aktiven bb mehr hat, das hauptsächlich daran liegt, weil man windeln getragen hatte?)

Dann müsste es so sein, dass die Leute, die ohne Windeln aufwachsen - und wahrscheinlich ist das ein großer Teil der heutigen Menschheit - die BB-Kontrolle nie verlieren. Was ich nicht glaube. Ich kenne etliche Afrikaner, und deren Körper sehen im "angejahrten" Zustand genauso aus wie unsere, wenn die Tiefenmuckis nicht richtig arbeiten: Bäuche, Buckel, Schwabbelhüften, Doppelkinne, X-Beine und so weiter. Insofern würde ich sagen, dass das Verzichten auf Windeln sicher eine prima Sache ist, um das Gefühl für Halten und Loslassen schon im Baby/Kleinkind zu verankern, und möglicherweise ist es dann einfach tiefer oder länger verankert. Es kann aber auch bei diesen Menschen verloren gehen, wenn sie anfangen zu zivilisatorisch zu leben. Use it or lose it. Klar, die Leute in Afrika, die sich zwecks Auskommensbeschaffung ihr Leben lang bewegen müssen, haben diese Zivilisationskrankheiten nicht. Man müsste diese also mit Menschen vergleichen, die einen ähnlichen Alltag haben, aber als Babys Windeln trugen. Ob die dann als Erwachsene eine andere Körpergestalt entwickeln?

Viele Grüße

Susanne
donna23
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Registriert: 12. März 2010, 23:10

Re: Stubenrein

Beitrag von donna23 »

hallo frau lindmayer (falls sie diesen thread noch mit weiterverfolgen) leite die fragen gerne aber auch an alle weiter, die damit erfahrungen haben..


was ich hier nun gelesen habe, finde ich auch absolut faszinierend ! toll !

was wäre das für ein krasser verlust für die windelhersteller! .. mit all dem gesparten geld könnte man ja glatt pate für ein kind aus einem entwicklungsland o.ä. werden :) (frau cantieni, bitte verzeihen sie mir die schleichwerbung.. )

hätte auch tausend fragen z..B. woher die babys wissen, dass man gerade keine zeit hat sie übers töpfchen zu halten, sie also grade warten "müssen" (habe selbst keine kids) , werde die meisten wohl im buch beantwortet finden..aber eine frage erscheint mir dann doch zu drängelnd bis das buch greifbar ist:


wenn die kinder, so wie es zu sein scheint, die kontrolle über den bb durch den gebrauch von windeln verlieren..was passiert aber dann, wenn sie ab ca. 2-3 jahren anfangen dann stubenrein zu werden?

kommt dann nicht die kontrolle über den bb wieder zurück? (oder heisst das, dass, wenn man als erwachsene/r keinen aktiven bb mehr hat, das hauptsächlich daran liegt, weil man windeln getragen hatte?)

da es ja doch noch am lebensbeginn ist, wo jahrelange gewohnheiten nicht greifen..und alles ja auch noch nicht durch den verstand geleitet wird..die  babys bzw. kleinkinder also eigentlich noch total im körpergefühl sind..

können sie das gefühl für den bb dann nicht reaktivieren bzw. passiert das nicht automatisch mit dem stubenrein werden ?(oder ist das ein anderes stubenrein, weil sie in dem alter schon eher vom kopf her begreifen, das sie nicht mehr in die hosen machen sollen als eben wenn das noch total "passiv" geschieht?)

also, dass es zwar natürlich absolut wünschenswert ist, kinder ohne windeln zu aufzuziehen..aber nicht alles an bb-kontrolle verloren ist wenn man das nicht  getan hat ?


ich bin so auf eine antwort gespannt !


liebe grüße

dodo
Maria Tesarschik
Beiträge: 174
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Re: Stubenrein

Beitrag von Maria Tesarschik »

Import hat geschrieben:Erfahrungsberichte könnte ich unendlich viele liefern, dass Babys von
Geburt an nicht nur fähig sind, ihr Ausscheidungsbedürfnis wahrzunehmen,
sondern ebenso dieses zu signalisieren und ihr Bedürfnis solange zurück
zu halten, bis ihm nachgekommen wird.
  
   
 
das ist echt erstaunlich, hätte ich so nicht gedacht
Maria
Benita Cantieni
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Re: Stubenrein

Beitrag von Benita Cantieni »

Atemberaubend logisch. Im Stil: Dass ich darauf nicht selber gekommen bin. (Habe keine Kinder, vielleicht deshalb.) Danke, liebe Lini. Bücher sind bestellt, ich freue mich auf den Austausch. Habe auch schon eine Idee, doch die maile ich Ihnen direkt.

Danke und herzlich, BC
Import
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Registriert: 15. Februar 2011, 23:23

Re: Stubenrein

Beitrag von Import »

Liebe Benita Cantieni,

eine Bekannte hat ihnen von mir erzählt.

Erfahrungsberichte könnte ich unendlich viele liefern, dass Babys von
Geburt an nicht nur fähig sind, ihr Ausscheidungsbedürfnis wahrzunehmen,
sondern ebenso dieses zu signalisieren und ihr Bedürfnis solange zurück
zu halten, bis ihm nachgekommen wird. Selbstverständlich verliert sich
dieses Fähigkeit, wenn Babys, wie es üblich ist, in Windeln gepackt werden.
Fulltimejob ist die Windelfreiheit absolut keine: meine drei Kinder sind
windelfrei aufgewachsen bzw. wachsen windelfrei auf. Meine jüngste
Tochter ist jetzt vier Monate. Seit sie zweieinhalb Wochen alt ist gehe
ich -wie bei den anderen Kindern auch schon - wieder meiner Tätigkeit
als Autorin, Familiencoach, Doula und Vortrags- sowie Seminarleiterin
nach. Müsste ich meine Tochter ständig beobachten, wäre dies unmöglich.
Sie ist im Übrigen immer mit dabei, wird getragen und gestillt und eben
auch übers Töpfchen gehalten, wenn sie muss. Und ja, sie wartet auch bis
es möglich ist, dass sie ausscheiden kann.
Falls sie Interesse haben bin ich gerne an einem informativen Austausch
interessiert. Weiters gibt es mein Buch sowie meine Skripten als Lektüre
unter http://www.windelfrei.at zu sehen und zu bestellen.
Bei einem Punkt muss ich ihnen allerdings recht geben: Gewickelte Babys
sind absolut nicht fähig ihren Beckenboden zu kontrollieren, ich gehe
sogar soweit zu behaupten, das diese Babs im Alter von ein bis zwei
Jahren mehr oder weniger inkontinent sind, weil sie absolut nicht mehr
zu wissen scheinen, wann sie müssen und es einfach "rinnen" lassen.
lg
Lini Lindmayer
Import
Beiträge: 605
Registriert: 15. Februar 2011, 23:23

Re: Stubenrein

Beitrag von Import »

das ist vielleicht schwierig....

die muskeln werden, glaub ich, erst so richtig trainiert: da die pipiabstände ja kontinuierlich länger werden. am anfang alle 15 min. dann irgendwann 30 min., mit einem jahr ca. 1 std....; sie müssen ziemlich minutengenau. obwohl sie wiegesagt wirklich mal warten können wenn sie sehen daß es wirklich nicht geht.

thema fulltimejob?

beim ersten kind ist es sicher ein 100% fulltimejob, da man meist niemanden kennt, der das auch macht und überhaupt keine ahnung davon hat. außerdem ist man ständig nervös weil man ja nix verpassen will....

beim zweiten ist das viel einfacher da man schon das vertrauen in die sache hat und dem kind und sich selbst schon viel mehr vertraut. devise: je mehr egal es dir ist, ob es daneben geht, umso einfacher ist es. um diese haltung zu bekommen, dauert es schon eine zeitlang. es kommt sicher auch auf die mutter an. ich wollte halt alles 100%ig machen was es am anfang sicher nicht leichter gemacht hat...

Dass sie da unten muskeln haben, die sie zum zurückhalten nehmen können, wissen sie glaub ich, und trainieren sie halt ständig?? eine freundin hat sich mit windelfrei beratungen selbstständig gemacht, vielleicht kontaktieren sie sie einmal. sie hat sicher noch mehr erfahrungen. sie hat das buch windelfrei so gehts geschrieben. lini lindmayer.


lini@windelfrei.at


ich hoffe ich konnte ihnen helfen.


Lina
Benita Cantieni
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Re: Stubenrein

Beitrag von Benita Cantieni »

Liebe Lina
Liebe Mütter

Nun habe ich also zwei Bücher auf dem Pult:

Es geht auch ohne Windeln – Der sanfte Weg zur natürlichen Babypflege, Ingrid Bauer, Verlag Kösel
TopfFit – Der natürliche Weg mit oder ohne Windeln, Laurie Boucke, Anahita-Verlag

Und ich muss die Verständnisfrage stellen: Sind diese windelfreien Babies nun tatsächlich stubenrein in dem Sinne, dass sie den Beckenboden bewusst benutzen können, also bewusst Pipi oder Kaka zurückhalten, bis sich Mama oder Papa oder Werauchimmer um den Topf oder den nächsten Busch kümmert? Oder ist es so, dass Mama-Papa-Oma-Opa den Fulltimejob hat, aufzupassen, wann sich die Zeichen für volle Blase oder voller Darm beim Kind zeigen, dann hurtigst zur Verfügung stellt, was es braucht?

Ich habe in der Jugend meine jüngeren Geschwister und als Aupair in London Kleinkinder betreut. Ich habe natürlich immer gesehen, wann die "mussten". Doch hatten sie eben Windeln an, und das Windelnwechseln kam im Anschluss an das grosse oder kleine Geschäft. Ich habe nie daran gezweifelt, dass die Kinder wissen, wann sie müssen, ich habe auch nie daran gezweifelt, dass die Eltern oder Betreuenden sehen und wissen, wann die Babies müssen. Ich habe in China die Kiddies mit den offenen Hosen gesehen und in Afrika die Kiddies ganz ohne Hosen. Die machten dann einfach, egal wann, egal wo, wann immer sie wollten oder mussten, ohne Windeln. Bis sie sich vom Krabbeln auf allen Vieren auf die zwei Beinchen aufrichteten, ab da war bewusstes Verhaltenkönnen eindeutig. Ich habe, auch nach der Schnellstlektüre der schönen Bücher, den Eindruck, dass die Kleinkinder bis zu den ersten Gehversuchen eben müssen, wenn sie müssen, und dass der Verzicht auf Windeln auf Kosten der mütterlichen Aufmerksamkeit geht, also ein richtiger Job ist.

Wenn ich nun (übrigens mit grösstem Vergnügen) meine Annahme über Bord werfe, dass Kinder nicht stubenrein zur Welt kommen, sondern im Gegenteil die Beckenbodenmuskulatur von Anfang an bewusst zum Halten und Loslassen einsetzen können, so möchte ich sicher sein, dass das so ist.

Ich bitte um Erfahrungsberichte, dass Kinder bevor sie gehen, stehen oder sprechen können, klare Zeichen geben, dass sie müssen, und dann warten können, bis sie können.

Im übrigen hoffe ich, dass viele Eltern die Zukunft ohne Windeln begrüssen und umsetzen,  mit Nachsicht für alle Hosenscheisserchen, weil das ein ganz anderes Körper- und Bewegungsgefühl entstehen lässt. Und Fehlhaltungen durch das Windeltragen verhindert. (Und dann möchte ich mich möglichst schnell reinkarnieren mit einer dieser neuen Mütter, die sich da aus dem Nullpunktfeld schält. O happy days. O happy Menschheit. Ich wurde nicht nur in Windeln, sondern des Nachts auch noch in eine Zwangsjacke geschnürt. Auf dem Bauch, damit der Hinterkopf nicht flachgedrückt wurde. Machte man damals eben so.)

Danke und herzlich, Benita Cantieni
Susanne N.
Beiträge: 194
Registriert: 27. April 2009, 09:11

Re: Stubenrein

Beitrag von Susanne N. »

Hallo zusammen,

Kerstin Lieder hat geschrieben:mir fallen da auch so einige "Ohnes" ein: Brille, Betablocker, Zahnspange, Schule....

Zum "Ohne" passt, was ich just gestern im ZEIT-Feuilleton las. Es wurden da zwei Bücher besprochen, eines zum Thema "Was es bedeutet, gesund zu sein", das andere handelt vom eigenen Weg eines "Skeptikers auf dem Weg zu Gesundheit und Heilung". Just dieser Mensch, ein gewisser Tim Parks, plädiert für Schulen, in denen nicht nur Fremdsprachen, sondern die Sprache unserer Körper gelehrt werden. Was ja "Ohnes" in vielerlei Hinsicht bewirken könnte.

Am Ende der Doppelrezension steht: "Eine in die Tiefe der Körper reichende Bildungsreform wäre sicherlich die nachhaltigste und wirksamste Maßnahme zur Senkung der Krankheitskosten und zur Hebung der Mündigkeit. Sie würde allerdings Arbeitsplätze vernichten, Profitmöglichkeiten beschneiden und möglicherweise eine größere Politikwende einleiten. Und deshalb ist auch diese Forderung bis auf Weiteres utopisch. Bekanntlich bewegt man sich immer erst, wenn es richtig wehtut."

Die Tiefe der Körper - wie passend, wenn man Cantienica kennt. :-)

Viele Grüße

Susanne
Antworten