Ihre Methode, homo incurvatus in se und Apocaluther

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UlrikeStreckPlath
Beiträge: 2
Registriert: 27. Oktober 2016, 13:56

Re: Ihre Methode, homo incurvatus in se und Apocaluther

Beitrag von UlrikeStreckPlath »

Liebe Susanne,

prima, dass Sie das Buch auch kennen. Ihr Erfahrung rund ums Erzählen von der Methode und wie die Leute darauf reagieren, teile ich.

Ergänzung: Mit meiner Kunst rühre ich an die seelischen Aspekte der Gekrümmtheit. Das ist eine Wirkung, die ich erst nach und nach verstanden habe, weil so viele Menschen fix und fertig sind, wenn sie meine Werke gesehen haben.

Es liegt wohl daran, dass man sich vollständig darin spiegelt (wenn man möchte), dann beginnt das Unterbewusstsein, verdrängte Bilder heraufzuholen (vereinfacht gesagt) und loszulassen (was genau die Herausforderung ist). So haben es mir mal zwei Psychologinnen erklärt.

Auf meinem Blog gibt es ab 1. November täglich eine "Leiche aus meinem Keller" zu sehen (denn hier bewahre ich die Bilder und Objekte auf). Die achen im Internet zu sehen, ist natürlich nicht das gleiche wie in natura. Aber ich probiere es mal aus. Institutionen können die Sachen ausleihen.

Wie schön, dass sich vielseitig und gleichzeitig tief Interessierte hier so einfach austauschen können.

LG

Ulrike
Susanne N.
Beiträge: 194
Registriert: 27. April 2009, 09:11

Re: Ihre Methode, homo incurvatus in se und Apocaluther

Beitrag von Susanne N. »

Liebe Ulrike,

danke für den klugen Post - ich stimme in allem zu, einschließlich den Ausführungen zur narzisstischen Gesellschaft (habe das Buch, von dem Sie sprechen, auch gelesen).

UlrikeStreckPlath hat geschrieben:Ja, ich weiß auch nicht, wieso die Menschheit immer noch dabei ist, aus der inneren Gekrümmtheit zu kriechen.
 

Hm, das steht doch in dem Buch von Maatz? Die seelisch Gekrümmten "halten das Gute nicht aus" und müssen immer wieder zu "Problemen" zurückkehren oder sich welche heraufbeschwören, weil das Beglückende einer wirklich guten, vielleicht gar einfachen Lösung ihnen in Erinnerung ruft, was sie (bisher) alles vermissen (mussten). So seine Erklärung, die ich vor dem Hintergrund dessen, was er schreibt, höchst einleuchtend finde.

Wenn alles einfach gelöst ist, dann fallen die ganzen Ansatzpunkte fürs Klagen und Jammern weg, für das Sich-wichtig- oder Sich-klein-Machen. Das ganze eigene Elend und das der Welt um einen herum lassen den Narzissten sich ansatzweise lebendig fühlen. Das Nichtherauswollen ist Teil des großen Apparats narzisstischer Selbstregulation, mit der man sich unbewusst sorgfältig austariert in der Schwebe hält. Wer die Schmerzen der Vergangenheit gebührend betrauern und danach fröhlich fahren lassen kann, hat den ersten Schritt zum Wandel getan.

Ich habe in meinem Umfeld immer wieder Personen, denen ich bei ihren Dauerschmerzen, die sie haben, die Methode ans Herz lege. Der Unterschied zwischen denen, die irgendwann einmal "zupacken" und den Cantienica-Werkzeugkoffer nicht mehr aus der Hand geben, und denen, die im "Jaaa, aber"-Modus verharren, ist immens und immer genau an diesem Kriterium auszumachen: Ob sie "ja, das ist gut, das will ich und mach ich jetzt" oder "ja, aber xyz" denken.

Viele Grüße

Susanne
Benita Cantieni
Beiträge: 3147
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Re: Ihre Methode, homo incurvatus in se und Apocaluther

Beitrag von Benita Cantieni »

Liebe USP

Gestern abend stellte sich eine meiner Stammkundinnen, Musikerin, vor mich, aufgespannt und präsent und sagte: "Danke. Diese Körperarbeit schenkt mir Leichtigkeit, und diese Leichtigkeit überträgt sich in meine Musik. Zum ersten Mal in meinem Leben spiele ich leicht, verstehe ich, was der Komponist mit 'leggera' gemeint hat. Zum ersten Mal in meinem Leben spiele ich mit tiefer Freude." (Sie ist ü60.)

Ja, die Transformation ist möglich.

Ich gehe jetzt in den Wald. Den Herbst und seine Farbwunder geniessen. Erfüllt und erfühlt von Ihren Gedanken. Ich geh-danken, sozusagen. Und dann knöpfe ich mir Ihre Blogs vor. 

Herzlich Ihre homa erecta in se, BC

PS: Nix Viva. Es reicht auch so.
UlrikeStreckPlath
Beiträge: 2
Registriert: 27. Oktober 2016, 13:56

Ihre Methode, homo incurvatus in se und Apocaluther

Beitrag von UlrikeStreckPlath »

Liebe Benita Cantieni,

bereits 1998 habe ich Sie und Ihre Methode kennengelernt. Ihren Namen kannte ich schon früher aus den Frauenmagazinen, in denen Sie geschrieben haben. War da nicht auch "VIVA" dabei? Lang ist's her ...

Nun kommt hier mal wieder ein Lob:

Von Martin Luther, mit dem ich mich viel beschäftigt habe – Musiktheater, siehe http://www.apocaluther.de (mein Blog) – stammt die Bezeichnung homo incurvatus in se. Der in sich verkrümmte Mensch. Damit subsummierte er die Probleme des Menschen mit sich selbst und mit anderen, kurzum: Die Herkunft des ganzen menschlichen Dramas.

In einem Gespräch mit einer Freundin fiel mir auf, dass Sie mit CANTIENICA auf der körperlichen Ebene exakt das gefunden haben, was den gekrümmten Menschen aufrichtet. Das Seelische kommt dann hinterher.

Immer mehr Menschen kommen auf diesen Weg des homo erectus in se. Es ist ein Weg, der persönlich zu gehen ist. Vor allem ohne Gurus (von denen es ja gerade in der "Lebenshilfe-Szene" sehr viele gibt).

Meiner Meinung nach ist ein Guru ein besonders stark in sich gekrümmter Mensch, der besonders viel Energie von anderen abziehen muss, damit er seine Gekrümmtheit nicht spürt (Blender, Größen-Selbst, "positiver Narzisst", um die psychologische Fachsprache zu bemühen). Denn solche Leute meinen immer, dass bei ihnen "alles richtig" sei. Der Gegenentwurf dazu sind die Leute, die meinen, dass bei ihnen alles "falsch" sei (Größen-Klein, Co-Abhängige). Beide Typen ergänzen sich. Leider. So bleibt das Ungleichgewicht erhalten, das gleichwohl für "normal" gehalten wird.

Zusammen mit Ihrer Methode würde ich in einem Atemzug noch diese Bücher nennen: "Die narzisstische Gesellschaft" von Hans-Joachim Maaz. Darin wird das im vorigen Absatz Beschriebene ausführlicher dargestellt (aber auch geschrieben, Narzissmus in welcher Form auch immer sei nicht heilbar, man könnte es lindern oder bearbeiten oder oder). Sowie "Der Fremde in uns" von Arno Gruen, einem Schweizer (! :-)) Psychoanalytiker, der leider schon verstorben ist. Beide Bücher sezieren den seelisch in sich gekrümmten Menschen und zeigen auf, was dagegen zu tun sei. Fazit bei beiden: Es beginnt mit den Babies. Klar.

Mit Ihrer Methode geben Sie den Menschen ein physisch nutzbares Werkzeug in die Hand, aus der Gekrümmtheit in die Aufrechte, ja: Aufrichtigkeit zu kommen, die es letztendlich für "liebe deinen Nächsten wie dich selbst" braucht – die Quintessenz aller Weltreligionen. Wobei zu bemerken ist, dass Ihre Methode nicht sagt: Du Mensch, machst alles falsch, ich zeig dir mal, wie's geht (was gurumäßig wäre). Sondern Ihre Methode basiert darauf, dass der Mensch von Natur aus so auf die Welt kommt, dass er es von Beginn an richtig machen könnte mit seinem Körper – wenn die ihn prägenden und spiegelnden Menschen es ihm nicht täglich verkehrt vormachten.

Niemanden trifft dabei irgendwie eine Schuld. Aber alles ist veränderbar. Auch zum Postitiven. Das darf zurück-erlernt und -erinnert werden. Ihre Methode hilft dabei – de profundis. Und dabei absolut guru-frei. 

In Apocaluther heißt es es an einer Stelle: "Was geschehen ist, kann niemand verändern. Aber jeder kann ab sofort etwas an dem verändern, was jetzt und damit in Zukunft geschieht. NUR bei sich selbst kann der Mensch etwas verändern. Die Großen machen es den Kleinen vor."

Das gelingt, wenn Menschen endlich fühlen, dass sie mit sich selbst etwas zutiefst Positives machen dürfen – ohne elterliche Erlaubnis, sippenschaftliche Absolution oder Guru. Und diesem Gefühl eine Handlung folgen lassen.

Noch ein Lob hinterher: Ihre Methode, liebe Benita Cantieni, bringt die Menschen in die balancierte Selbstermächtigung, etwas tiefenwirksam Wichtiges für sich selbst tun zu können – überfällige Paradigmenwechsel inklusive.

Wie Sie mir geschrieben haben: Es kann sich der homo erectus in se entwickeln. Wunderbar. Ich werde noch einen Blogartikel auf apocaluther.de schreiben :-) Oder ich nehme einfach das hier mit rüber.

Und wer meint, dass dies hier bezahlte Werbung für Cantienica sei: Pustekuchen.

Wird doch einfach mal Zeit, dass der in sich gekrümmte Mensch aufrecht laufen darf. Ohne dass irgendwelche Ölgötzen ihn wieder zum Einsturz bringen nach dem Motto "das geht nicht, hat noch nie geklappt, zu schnell, zu einfach etc., bleib mal schön so, wie du warst, du kannst nicht alles haben, und das in deinem Alter bla bla."

Und es wird Zeit, dass wir begreifen: Dinge dürfen einfach sein.

Dass es trotzdem so viel Leid auf der Welt gibt – da sind wir dann beim Seelischen, dass eben auch gekrümmt im Menschen ist. Darum habe ich Apocaluther geschrieben. Mein vorläufiger Beitrag fürs Seelische :-)

(Dass ich das an Luther festmache, hat was mit dem Reformationsjubiläum zu tun; es kam mir zeitlich wie gerufen. Und ich habe es an Luther festgemacht, weil so viele Leute kirchlich sozialisiert im Bewusstsein der Getrenntheit in die Gekrümmtheit rutschend leben – wobei die ursächliche Getrenntheit gar nicht existiert, was Luther aber bereits erkannt hatte. Und was auch im Neuen Testament steht. Hä? Ja, ich weiß auch nicht, wieso die Menschheit immer noch dabei ist, aus der inneren Gekrümmtheit zu kriechen. Liegt vermutlich an den Paradigmen und Dogmen, mit denen sich rein weltliches Machtgefüge am Leben hält, das von vorne bis hinten auf Getrennthei basiert.


Danke, Benita.

Ulrike
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